Materialität
Materialität
Die Materialität der Texte und ihre Sichtbarkeit im Raum hängen unmittelbar zusammen. Damit sind Fragen zu kommunikativen Funktionen der Texte ebenso verbunden wie Untersuchungen zu Wahrnehmungspraktiken der Texte. Denkt man an Texte der Gegenwart in digitalen Medien, dann stellen sich alle diese und auch noch weitere Fragen.
Die Sprachwissenschaft
... beschäftigt sich mit analogen Texten auf allen denkbaren Materialien – und natürlich auch mit digitalen Texten. In den vergangenen Jahrzehnten wurde das Kriterium der Materialität, der damit verbundenen Sichtbarkeit und der Placemaking-Funktionen von Text und Schrift im öffentlichen Raum für textlinguistische, soziolinguistische, raum- und diskurslinguistische Untersuchungen zur urbanen Kommunikation relevant (vgl. Warnke – Busse 2014; Schiewer 2020).
In der Sprachgeschichtsforschung
... spielt Materialität seit Langem eine herausragende Rolle. Paläographie, Kodikologie und Buchwissenschaft sind wichtige und vielbeachtete Nachbardisziplinen. Es gibt zahlreiche Studien, die die Bedeutung des Materials, der Wahl des Schreibgerätes und der Bedingungen der Textproduktion sprachhistorisch belegen (vgl. z. B. zu Feder- und Griffelglossen - Glaser – Nievergelt 2009). Sprachliche Auswirkungen auf den Unterschied zwischen konzeptuell-handschriftlichem Schreiben und dem geplanten Druck als endgültigem 'Produkt' sind für die Frühe Neuzeit gut untersucht (vgl. Schulz 2014). Untersuchungen widmen sich aber nicht nur handschriftlichen oder gedruckten Texten, sondern auch inschriftlichen Texten (Schmid 1989, Schulz 2011). In letzter Zeit sind Studien u. a. zur Texten auf Votivtafeln (Lindner – Kürschner 2018), Grabsteinen (Balbach 2014) und Globen (Lindner 2020) erschienen. Historische Städte als Ganzes werden schließlich als „beschriebene” Räume verstanden, deren Schriftlichkeit hinsichtlich ihrer Materialität, ihrer Formen, ihrer kommunikativen Funktionen und ihrer Sichtbarkeit ausgewertet werden (vgl. Opdenhoff 2021). Die Erschließung der Inschriften erfolgt über das Langfristprojekt „Die deutschen Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit”. Ein Band zum Ortspunkt Greifswald ist bereits erschienen (Herold – Magin 2009).
Für „Historische Stadtsprachen vor Ort”
... notieren wir das betextete Material mit Kategorien wie Papier, Pergament, Stein, Holz und Bronze.
Genauere Textkenntnis führt zu genaueren Zuordnungen; die Daten werden daher fortlaufend erweitert und korrigiert. Für Hinweise sind wir dankbar.
Wir unterteilen in: Handschriften, Drucke und Inschriften
Bisher wurden folgende Stoffe und Materialien, auf denen Inschriften ein- oder aufgetragen wurde, kategorisiert:
Bisher wurden folgende Objekte, die mit Texten versehen wurden, kategorisiert:
Zitierte Literatur
Balbach, A.-M. (2014). Sprache und Konfession: Frühneuzeitliche Inschriften zum Totengedächtnis in Bayrisch-Schwaben. Würzburg: Königshausen & Neumann.
Glaser, E., & Nievergelt, A. (2009). Griffelglossen. In R. Bergmann & S. Stricker (Hrsg.), Die althochdeutsche und altsächsische Glossographie (S. 202–229). Berlin – New York: de Gruyter.
Herold, J., & Magin, C. (2009). Die Inschriften der Stadt Greifswald (DI. 77). Wiesbaden: Harrassowitz. https://www.inschriften.net/greifswald.html (Abrufdatum: 16. Mai 2021).
Lindner, B., & Kürschner, S. (2018). Konfessionelle Textsorten? Sprachhistorische Untersuchungen zu frühneuzeitlichen Votivtafeln aus Sammarei (Niederbayern). Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte, 9, 290–306. Berlin – Boston: de Gruyter.
Lindner, B. (2020). Die Sprache des Behaim-Globus – Sprachwissenschaftliche Überlegungen zu Quellen, Schreibung und Handschrift. Sprachwissenschaft, 45(1), 49–67. Heidelberg: Springer.