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Lebensweltliche Zusammenhänge II

Ortspunkt und geographischer Raum

Sprachliches Handeln findet stets in Raum und Zeit statt. Zu jedem Schreibanlass und zu jeder Sprachhandlung gibt es einen geographischen Ortspunkt, an dem ein Text verfasst wird und/oder an dem er materiell angebracht wird. Die Nennung des jeweiligen Ortsnamens ist sogar oft fester Bestandteil der Texte selbst, etwa bei Urkunden, die den Ausstellungsort nennen oder bei Drucken, die den Ort der Offizin benennen. Häufig muss die Lokalisierung eines Textes aber auch mithilfe von textinternen und textexternen Anhaltspunkten für einen geographischen Raum rekonstruiert werden.


Für die Sprachwissenschaft

... sind Raum und Zeit sind Kategorien, die in der Bestimmung von sprachlichen Äußerungen stets relevant sind. Jede Beschreibung von Sprache muss daher offenlegen, für welchen geographischen Raum die Befunde erhoben werden und die Ergebnisse Geltung beanspruchen. Die Areallinguistik, die Variablenlinguistik, die Varietätenlinguistik und die Dialektologie benötigen Daten zur Verortung von Sprache für die Erstellung von Sprachkarten (Kehrein – Vorberger 2018: 125–150; Bubenhofer 2020: 141-151), die Konturierung von Sprachräumen und ihre Dokumentation in Wörterbüchern und Sprachatlanten. Die Soziolinguistik untersucht Variation und Wandelprozesse in Alltagssprachen mit Bezug auf einzelne Ortspunkte (vgl. Elspaß 2017: 87–107). Die Raumlinguistik und Linguistic Landscape-Studien befassen sich damit, wie geographische und imaginierte Orte versprachlicht werden und wie Räume sprachlich konstruiert werden (vgl. Schwebler 2024). In der Diskurslinguistik werden Placemaking-Studien zu diesem Bereich durchgeführt (vgl. Busse – Warnke – Smith 2020).


Die Sprachgeschichtsforschung

... nutzt Angaben zum Raum für die soziopragmatische Einordnung von historischen Texten, für die variablenlinguistische Beschreibung von historischen Schreibsprachenlandschaften, zur Erstellung von Sprachatlanten, zur Konturierung von Sprache an Ortspunkten und zur Bestimmung von Stadtsprachen (vgl. grundsätzlich Peters 2017 sowie beispielhaft Bieberstedt 2015).


Für „Historische Stadtsprachen vor Ort”

... notieren wir die Orte der Textproduktion der ausgewählten Texte. Wir notieren auch darüber hinaus explizite Ortsnennungen in den Texten, um inhaltliche Verbindungen zwischen einzelnen Texten zu dokumentieren und soziopragmatische Einordnungen zu ermöglichen.

Genauere Textkenntnis führt zu genaueren Zuordnungen; die Daten werden daher fortlaufend erweitert und korrigiert. Für Hinweise sind wir dankbar.



Zitierte Literatur

Bieberstedt, A. (2015). Variablenlinguistische Beobachtungen zu den mittelniederdeutschen Schreibsprachen des südlichen Ostseeraumes am Beispiel von Wismar und Stralsund. Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte, 6, 88–115.

Bubenhofer, N. (2020). Visuelle Linguistik (S. 141–151). Berlin – Boston: de Gruyter.

Busse, B., Warnke, I. H., & Smith, J. (2020). Place-Making in the Declarative City. Berlin – Boston: de Gruyter.

Elspaß, S. (2017). Sprachvariation und Sprachwandel. In E. Neuland & P. Schlobinski (Hrsg.), Handbuch Sprache in sozialen Gruppen (S. 87–107). Berlin – Boston: de Gruyter.

Kehrein, R., & Vorberger, L. (2018). Dialekt- und Variationskorpora. In M. Kupietz & T. Schmidt (Hrsg.), Korpuslinguistik (S. 125–150). Berlin – Boston: de Gruyter.

Peters, R. (2017). Atlas spätmittelalterlicher Schreibsprachen des niederdeutschen Altlandes und angrenzender Gebiete (ASnA), I–II. Berlin – Boston: de Gruyter.

Schwebler, M. (2024). Sprachliches Place-Making: Eine sprachwissenschaftliche Analyse der diskursiven Konstruktion von Wissen über Raum. Heidelberg: Universitätsverlag Heidelberg.


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