Akteure-Institutionen: Unterschied zwischen den Versionen

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{{Vorlage:subpage-text|page-title=Lebensweltliche Zusammenhänge I|page-subtitle=Textproduzenten, Akteure der Schriftlichkeit und im Text genannte Personen|page-text=Sprache und soziales Handeln stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang, denn '''Personen bedienen sich ihrer Sprache, um damit etwas zu erreichen. Ohne Personen gibt es keine Texte. Sie prägen mit ihrem Sprachwissen die Gestaltung der Texte und mit ihrem Sachwissen deren Inhalt.'''  
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'''In der Sprachwissenschaft'''  
'''In der Sprachwissenschaft'''  


... wird von Textproduzenten und Akteuren der Schriftlichkeit gesprochen:
... wird zwischen Artefakten und Texten unterschieden: Artefakte sind „Dinge, auf denen etwas geschrieben steht” ([[#dietrich|Dietrich – Lieb – Schneidereit 2023: 15]]). Sie sind Textträger, auf ihnen sind Texte überliefert.
 
Textproduzenten stehen für die textuelle Planung und Ausführung: Ein Textproduzent kann eine Einzelperson (z. B. ein Bürger der Stadt (als Auftraggeber eines Textes)) oder auch eine Institution (z. B. der Rat, die juristische Fakultät (als Auftraggeber eines Textes)) sein.
Alle handelnden Personen im Kontext der Planung von Texten und der Erstellung von Artefakten können als '''Akteure der Schriftlichkeit''' bezeichnet werden. Diese Rollen lassen sich weiter differenzieren:  
 
'''Akteure am Text''' stehen für die geistig-textuelle Planung und Ausführung: Es sind Auftraggeber von Texten, Verfasser/Kompilatoren von Texten oder auch die eigentlichen Autoren von Texten. Als Akteure am Text können insofern Einzelpersonen (z. B. ein Bürger der Stadt (als textkonzeptionierender Auftraggeber eines Textes), ein Autor eines Textes) oder auch Institutionen (z. B. der Rat, die juristische Fakultät (als textkonzeptionierende Auftraggeber eines Textes)) bezeichnet werden.
 
'''Akteure am Artefakt''' stehen hingegen für die einzelnen Stufen der materiellen Überarbeitung und Ausführung eines Textes. Als Akteure am Artefakt können z. B. ausführende Kanzleischreiber, Setzer, Drucker oder Steinmetze bezeichnet werden.  


Die materielle Ausführung des Textes kann in Stufen erfolgen (Konzept, Reinschrift). Sie kann dabei auch ausgelagert werden: Ein Kanzleischreiber kann den von Textproduzenten geplanten Text (ggf. nach Korrektur) endgültig ausfertigen, in einer Offizin stehen Setzer und Drucker für das gedruckte Endprodukt. Personen mit solchen Tätigkeiten können als Akteure der Schriftlichkeit bezeichnet werden.  
Die materielle Ausführung eines Artefaktes kann in Stufen erfolgen und dabei entweder handschriftlich bleiben (z. B. Konzept(e), Reinschrift, Abschrift) oder seit dem 15./16. Jahrhundert auch in den Druck übergehen (z. B. Konzept(e), Setzervorlage, Druckexemplare).
 
Beide Rollen – Akteur am Text und Akteur am Artefakt – können in einer Person zusammenfallen, wenn z. B. ein Baumeister des 15. Jahrhunderts einen Text (als Akteur am Text) selbst verfasst und diesen anschließend (als Akteur am Artefakt) in der eigenen Offizin druckt. Die einzelnen Rollen können aber auch von unterschiedlichen Personen ausgeführt werden: So kann ein Kanzleischreiber (als Akteur am Artefakt) z. B. den von einem Akteur am Text geplanten (und mündlich oder schriftlich als Konzept fixierten) Text schriftlich niederlegen und (ggf. nach Korrekturgängen) endgültig ausfertigen. In einer Offizin stehen Setzer und Drucker (als Akteure am Artefakt) für das gedruckte Produkt des Textproduzenten.




'''Für die Sprachgeschichtsforschung'''
'''Für die Sprachgeschichtsforschung'''


... sind alle hier genannten Rollen von Personen relevant. In günstigen Überlieferungsfällen lassen sich durch eine differenzierte Betrachtung wichtige Rückschlüsse z. B. zu textuellen Strategien, zu variablenlinguistischen Fragestellungen, sprachlichen Vereinheitlichungen und zu weiteren Aspekten der Kanzlei- und Druckersprachen ziehen (vgl. [[#fujii|Fujii 2007]]; [[#huffines|Huffines (1974)]]; [[#schulz|Schulz (2014)]]).
... sind alle hier genannten Rollen von Akteuren relevant. In günstigen Überlieferungsfällen lassen sich durch eine differenzierte Betrachtung wichtige Rückschlüsse z. B. zu textuellen Strategien, zu variablenlinguistischen Fragestellungen, sprachlichen Vereinheitlichungen, zum Schreibsprachenwechsel in einer Stadt und zu weiteren Aspekten der Kanzlei- und Druckersprachen ziehen (vgl. [[#fujii|Fujii 2007]]; [[#huffines|Huffines 1974]]; [[#stöwer|Stöwer 2002]]; [[#schulz|Schulz 2014]]).
 


'''Für „Historische Stadtsprachen vor Ort”'''


'''Für „Greifswald Digital” notieren wir die Textproduzenten und die Akteure der Schriftlichkeit der ausgewählten Texte. Wir notieren auch darüber hinaus explizite Personennennungen in den Texten (in Auswahl), um inhaltliche Verbindungen zwischen einzelnen Texten zu dokumentieren und soziopragmatische Einordnungen zu ermöglichen.'''
... referieren wir den Kenntnisstand zu Akteuren am Text und Akteuren am Artefakt der ausgewählten Texte. Wir notieren auch darüber hinaus explizite Personennennungen in den Texten (nur in Auswahl), um inhaltliche Verbindungen zwischen einzelnen Texten zu dokumentieren und soziopragmatische Einordnungen zu ermöglichen. Die Zitation der Namen erfolgt aufgrund von Identifikation in der Sekundärliteratur; ist das nicht möglich, dann übernehmen wir die Schreibung der Quellen.


Genauere Textkenntnis führt zu genaueren Zuordnungen; die Daten werden daher fortlaufend erweitert und korrigiert. Für Hinweise sind wir dankbar.
Genauere Textkenntnis führt zu genaueren Zuordnungen; die Daten werden daher fortlaufend erweitert und korrigiert. Für Hinweise sind wir dankbar.




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{{subpage-citation|page-citation= <span id="#dietrich"></span>Dietrich, N., Lieb, L., & Schneidereit, N. (Hrsg.). (2023). Theorie und Systematik materialer Textkulturen. Abschlussband des SFB 933. Berlin – Boston: de Gruyter.
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<span id="fujii"></span>Fujii, A. (2007). Günther Zainers druckersprachliche Leistung: Untersuchungen zur Augsburger Druckersprache im 15. Jahrhundert. Tübingen: Niemeyer.
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<span id="huffines"></span>Huffines, M. L. (1974). Sixteenth-century printers and standardization of new high German. Journal of English and Germanic Philology, 73, 60–72.
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<span id="schulz"></span>Schulz, M. (2014). Deutsch in Handschrift und gedrucktem Buch im 15. und 16. Jahrhundert. In L. Korn, B. Hoffmann & S. Stricker (Hrsg.), Aus Buchwerkstatt und Bibliothek. Manuskriptkulturen des Mittelalters in Orient und Okzident (S. 271–304). Bamberg: University of Bamberg Press.
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<span id="huffines"></span>Marion Louis Huffines, Sixteenth-century printers and standardization of new high German, Journal of English and Germanic philology 73 (1974) S. 60–72.
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Aktuelle Version vom 15. September 2025, 12:35 Uhr

Lebensweltliche Zusammenhänge I

Akteure der Schriftlichkeit und im Text genannte Personen

Sprache und soziales Handeln stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang, denn Personen bedienen sich ihrer Sprache, um damit etwas zu erreichen. Ohne Personen gibt es keine Texte. Sie prägen mit ihrem Sprachwissen die Gestaltung der Texte und mit ihrem Sachwissen deren Inhalt.


In der Sprachwissenschaft

... wird zwischen Artefakten und Texten unterschieden: Artefakte sind „Dinge, auf denen etwas geschrieben steht” (Dietrich – Lieb – Schneidereit 2023: 15). Sie sind Textträger, auf ihnen sind Texte überliefert.

Alle handelnden Personen im Kontext der Planung von Texten und der Erstellung von Artefakten können als Akteure der Schriftlichkeit bezeichnet werden. Diese Rollen lassen sich weiter differenzieren:

Akteure am Text stehen für die geistig-textuelle Planung und Ausführung: Es sind Auftraggeber von Texten, Verfasser/Kompilatoren von Texten oder auch die eigentlichen Autoren von Texten. Als Akteure am Text können insofern Einzelpersonen (z. B. ein Bürger der Stadt (als textkonzeptionierender Auftraggeber eines Textes), ein Autor eines Textes) oder auch Institutionen (z. B. der Rat, die juristische Fakultät (als textkonzeptionierende Auftraggeber eines Textes)) bezeichnet werden.

Akteure am Artefakt stehen hingegen für die einzelnen Stufen der materiellen Überarbeitung und Ausführung eines Textes. Als Akteure am Artefakt können z. B. ausführende Kanzleischreiber, Setzer, Drucker oder Steinmetze bezeichnet werden.

Die materielle Ausführung eines Artefaktes kann in Stufen erfolgen und dabei entweder handschriftlich bleiben (z. B. Konzept(e), Reinschrift, Abschrift) oder seit dem 15./16. Jahrhundert auch in den Druck übergehen (z. B. Konzept(e), Setzervorlage, Druckexemplare).

Beide Rollen – Akteur am Text und Akteur am Artefakt – können in einer Person zusammenfallen, wenn z. B. ein Baumeister des 15. Jahrhunderts einen Text (als Akteur am Text) selbst verfasst und diesen anschließend (als Akteur am Artefakt) in der eigenen Offizin druckt. Die einzelnen Rollen können aber auch von unterschiedlichen Personen ausgeführt werden: So kann ein Kanzleischreiber (als Akteur am Artefakt) z. B. den von einem Akteur am Text geplanten (und mündlich oder schriftlich als Konzept fixierten) Text schriftlich niederlegen und (ggf. nach Korrekturgängen) endgültig ausfertigen. In einer Offizin stehen Setzer und Drucker (als Akteure am Artefakt) für das gedruckte Produkt des Textproduzenten.


Für die Sprachgeschichtsforschung

... sind alle hier genannten Rollen von Akteuren relevant. In günstigen Überlieferungsfällen lassen sich durch eine differenzierte Betrachtung wichtige Rückschlüsse z. B. zu textuellen Strategien, zu variablenlinguistischen Fragestellungen, sprachlichen Vereinheitlichungen, zum Schreibsprachenwechsel in einer Stadt und zu weiteren Aspekten der Kanzlei- und Druckersprachen ziehen (vgl. Fujii 2007; Huffines 1974; Stöwer 2002; Schulz 2014).


Für „Historische Stadtsprachen vor Ort”

... referieren wir den Kenntnisstand zu Akteuren am Text und Akteuren am Artefakt der ausgewählten Texte. Wir notieren auch darüber hinaus explizite Personennennungen in den Texten (nur in Auswahl), um inhaltliche Verbindungen zwischen einzelnen Texten zu dokumentieren und soziopragmatische Einordnungen zu ermöglichen. Die Zitation der Namen erfolgt aufgrund von Identifikation in der Sekundärliteratur; ist das nicht möglich, dann übernehmen wir die Schreibung der Quellen.

Genauere Textkenntnis führt zu genaueren Zuordnungen; die Daten werden daher fortlaufend erweitert und korrigiert. Für Hinweise sind wir dankbar.



Zitierte Literatur

Dietrich, N., Lieb, L., & Schneidereit, N. (Hrsg.). (2023). Theorie und Systematik materialer Textkulturen. Abschlussband des SFB 933. Berlin – Boston: de Gruyter.

Fujii, A. (2007). Günther Zainers druckersprachliche Leistung: Untersuchungen zur Augsburger Druckersprache im 15. Jahrhundert. Tübingen: Niemeyer.

Huffines, M. L. (1974). Sixteenth-century printers and standardization of new high German. Journal of English and Germanic Philology, 73, 60–72.

Stöwer, U. (2002). Zur Lemgoer Stadtsprache des 16. Jahrhunderts am Beispiel des Stadtschreibers Heinrich Wippermann. Ein Beitrag zur Erforschung des niederdeutsch-hochdeutschen Sprachwechsels im Weserraum. Philologia, 38, Hamburg.

Schulz, M. (2014). Deutsch in Handschrift und gedrucktem Buch im 15. und 16. Jahrhundert. In L. Korn, B. Hoffmann & S. Stricker (Hrsg.), Aus Buchwerkstatt und Bibliothek. Manuskriptkulturen des Mittelalters in Orient und Okzident (S. 271–304). Bamberg: University of Bamberg Press.



Akteure am Text


Akteure am Artefakt


Im Text genannte Personen