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<span id="lüdtke"></span>Jens Lüdtke, Romanistische Linguistik, Berlin – Boston 2019.
<span id="lüdtke"></span>Jens Lüdtke, Romanistische Linguistik, Berlin – Boston 2019.
<span id="schiegg"></span>Markus Schiegg, Flexible Schreiber in der Sprachgeschichte. Intraindividuelle Variation in Patientenbriefen (1850–1936), Germanistische Bibliothek 75, Heidelberg 2022.
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Version vom 27. März 2023, 09:01 Uhr

Schreibanlässe

Sprache und (weiteres) soziales Handeln stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang und überlapppen sich, denn Personen bedienen sich ihrer Sprache, um damit etwas zu erreichen. Für jeden Text gibt es mindestens einen Schreibanlass. Es ist der konkrete historische Sachverhalt, der hinter dem Einzeltext steht und ihn überhaupt erst motiviert hat. Schreibanlässe sind für Personen z. B. der Wille zur Markierung des erworbenen Eigentums, zur rechtssicheren Fixierung einer Absprache oder zur Festlegung eines Verfahrens. Auch Lebensumstände (wie etwa Internierung oder Auswanderung) können konkrete Schreibanlässe darstellen.


In der Sprachwissenschaft

... werden Schreibanlässe (unter anderem in der Soziolinguistik und der Soziopragmatik) als Ursache der Textproduktion und der sprachlichen Variation genau untersucht und ausgewertet, denn die Sprache kann sich je nach Schreibanlass unterscheiden, z. B. in der Wortwahl, der Wahl der Formulierungen und der sprachlichen Handlungsmuster. (Lüdtke (2019): 18; Brommer (2018): 50).


Die Sprachgeschichtsforschung

... nutzt die Frage nach Schreibanlässen unter anderem für die Untersuchung historischer Personengruppen und ihres Sprachverhaltens sowie für die Untersuchung historischer Textsorten, sprachlicher Variabiulität und Innovation in Texten (vgl. Elspaß (2005), Schiegg (2021)), für die Analyse spezifischer textueller Strukturen (vgl. Lindner (2018)) und für die Rekonstruktion von historischem Sprachhandlungswissen.


Für „Greifswald Digital” weisen wir die ausgewählten Texte historischen Schreibanlässen zu. Je nach Komplexität des Textes kann das mit mehreren Einträgen pro Text geschehen.

Genauere Textkenntnis führt zu genaueren Zuordnungen; die Daten werden daher fortlaufend erweitert und korrigiert. Für Hinweise sind wir dankbar.



Zitierte Literatur

Sarah Brommer, Sprachliche Muster, Berlin – Boston 2018.

Stefan Elspaß, Sprachgeschichte von unten, RGL. 263, Berlin – Boston 2005.

Bettina Lindner, Medizinische Gutachten des 17. und 18. Jahrhunderts, Berlin – Boston 2018.

Jens Lüdtke, Romanistische Linguistik, Berlin – Boston 2019.

Markus Schiegg, Flexible Schreiber in der Sprachgeschichte. Intraindividuelle Variation in Patientenbriefen (1850–1936), Germanistische Bibliothek 75, Heidelberg 2022.