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Sprachliches Handeln findet stets in Zeit und Raum statt. Zu jedem Schreibanlass und zu jeder Sprachhandlung gibt es daher natürlich einen Zeitpunkt, an dem ein Text verfasst wird und/oder an dem er materiell angebracht wird. Die Nennung des jeweiligen Datums ist sogar oft fester Bestandteil der Texte selbst: Tagesgenau etwa bei Briefen, Urkunden oder Sterbevermerken, jahresgenau z. B. bei vielen Drucken. Häufig muss die Datierung eines Textes aber auch mithilfe von textinternen und textexternen Anhaltspunkten für einen Zeitraum rekonstruiert werden.  
Sprachliches Handeln findet stets in Raum und Zeit statt. Zu jedem Schreibanlass und zu jeder Sprachhandlung gibt es daher natürlich einen geographischen Ortspunkt, an dem ein Text verfasst wird und/oder an dem er materiell angebracht wird. Die Nennung des jeweiligen Ortsnamens ist sogar oft fester Bestandteil der Texte selbst, etwa bei Urkunden, die den den Ausstellungsort nennen oder bei Drucken, die den Ort der Offizin benennen.


Zeit und Raum sind Kategorien, die für die Sprachwissenschaft in der Bestimmung von sprachlichen Äußerungen stets relevant sind. Sprachlicher Wandel und sprachliche Kontinuitäten sind nur im Verlauf der Zeit bestimmbar, deshalb ist sind relevante Untersuchungsbereiche zum Sprachwandel, zu sprachlicher Stabilität und Variabilität zeitabhängig (vgl. Elspaß 2017: 87f.). Jede Beschreibung von Sprache muss daher offenlegen, zu welchem Zeitpunkt, für welchen Zeitschnitt oder Zeitraum die Befunde erhoben werden und die Ergebnisse Geltung beanspruchen.
Raum und Zeit sind Kategorien, die für die Sprachwissenschaft in der Bestimmung von sprachlichen Äußerungen stets relevant sind. Jede Beschreibung von Sprache muss daher offenlegen, für welchen geographischen Raum die Befunde erhoben werden und die Ergebnisse Geltung beanspruchen. Die Areallinguistik, die Variablenlinguistik und die Dialektologie benötigen Daten zur Verortung von Sprache für die Erstellung von Sprachkarten (Kehrein– Vorberger (2018):  125–150; Bubenhofer (2020): 141–151) und die Konturierung von Sprachräumen. Die Soziolinguistik untersucht Variation und Wandelprozesse in Alltagssprachen mit Bezug auf einzelne Ortspunkte (vgl. Elspaß (2017): 87–107). Die Raumlinguistik und Linguistic Landscape-Studien befassen sich damit, wie geographische und imaginierte Orte versprachlicht werden und wie Räume sprachlich konstruiert werden. In der Diskurslinguistik werden placemaking-Studien zu diesem Bereich durchgeführt (vgl. Busse – Warnke – Smith (2020)).


Die Sprachgeschichtsforschung nutzt Angaben zur Zeit grundlegend für die Setzung von Sprachstufen und die Periodisierung der Sprachgeschichte (Roelcke (1995); Bär (2019)). Jede Sprachgeschichtsschreibung nimmt eine zeitliche Einteilung ihres Gegenstands vor. Die sprachhistorischen Referenzkorpora (z. B. ReN und ReF) ordnen ihre Texte und ihre Befunde in Zeitschnitten an (vgl. z. B. Peters – Nagel (2014); Barteld – Dreessen – Ihden – Schröder (2019)). Sprachhistorische Atlasprojekte verfahren ebenso und entwickeln dabei elaborierte graphische Formate, um Befunde auf einen Blick für definierte Zeiträume darstellen zu können (vgl. Peters (2017)). Monographien nennen zusätzlich zum gewählten sprachlichen Gegenstand nicht selten schon im Titel des Werks den geschichtlichen Zeitraum, für den die Befunde ausgewertet wurden.
Die Sprachgeschichtsforschung nutzt Angaben zum Raum für die soziopragmatische Einordnung von historischen Texten, für die variablenlinguistische Beschreibung von historischen Schreibsprachenlandschaften, zur Konturierung von Sprache an Ortspunkten und zur Bestimmung von Stadtsprachen (vgl. grundsätzlich Peters (2017) sowie beispielhaft Bieberstedt (2015)) .


Für „Greifswald Digital” notieren wir den genauen Zeitpunkt der Texterstellung, soweit er bekannt ist. Wir ordnen die Texte zusätzlich Zeitschnitten in 50-Jahres-Schritten zu, nämlich:
Für „Greifswald Digital” notieren wir die Orte der Textproduktion der ausgewählten Texte.  
1350–1400
1450–1450
1450–1500
1550–1600
1600–1650
1650–1700


Zur Vergleichbarkeit notieren wir auch die Zeitschnitte der relevanten Referenzkorpora ReN und ReF.
Wir notieren auch darüber hinaus explizite Ortsnennungen in den Texten, um inhaltliche Verbindungen zwischen einzelnen Texten zu dokumentieren und soziopragmatische Einordnungen zu ermöglichen.


Genauere Textkenntnis führt zu genaueren Zuordnungen; die Daten werden daher fortlaufend erweitert und korrigiert. Für Hinweise sind wir dankbar.
Genauere Textkenntnis führt zu genaueren Zuordnungen; die Daten werden daher fortlaufend erweitert und korrigiert. Für Hinweise sind wir dankbar.




Zitierte Literatur:
Zitierte Literatur:  
Jochen A. Bär, Deutsch und Vordeutsch – sprachhistorische Daten und Fakten, in: Handbuch Sprache in der Geschichte. Herausgegeben von Jochen A. Bär – Anja Lobenstein-Reichmann – Jörg Riecke, Berlin – Boston 2019, S. 105–132.
Andreas Bieberstedt, Variablenlinguistische Beobachtungen zu den mittelniederdeutschen Schreibsprachen des südlichen Ostseeraumes am Beispiel von Wismar und Stralsund, Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte 6 (2015) S. 88-115.
Noah Bubenhofer, Visuelle Linguistik, Berlin – Boston 2020.


Fabian Barteld Katharina Dreessen – Sarah Ihden Ingrid Schröder, Analyse syntaktischer Phänomene mit dem Referenzkorpus Mittelniederdeutsch / Niederrheinisch (1200–1650), Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte 10 (2019) S. 261–281.
Beatrix Busse Ingo H. Warnke Jennifer Smith, Place-Making in the Declarative City, Berlin – Boston 2020.


Stephan Elspaß, Sprachvariation und Sprachwandel, in: Handbuch Sprache in sozialen Gruppen. Herausgegeben von Eva Neuland – Peter Schlobinski, Berlin – Boston 2017, S. 87–107.
Stephan Elspaß, Sprachvariation und Sprachwandel, in: Handbuch Sprache in sozialen Gruppen. Herausgegeben von Eva Neuland – Peter Schlobinski, Berlin – Boston 2017, S. 87–107.
Roland Kehrein– Lars Vorberger, Dialekt- und Variationskorpora, in: Korpuslinguistik. Herausgegeben von Marc Kupietz – Thomas Schmidt, Berlin – Boston 2018, S. 125–150.


Robert Peters, Atlas spätmittelalterlicher Schreibsprachen des niederdeutschen Altlandes und angrenzender Gebiete (ASnA), I–II, Berlin – Boston 2017.
Robert Peters, Atlas spätmittelalterlicher Schreibsprachen des niederdeutschen Altlandes und angrenzender Gebiete (ASnA), I–II, Berlin – Boston 2017.
 
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Robert Peters – Norbert Nagel, Das digitale ‚Referenzkorpus Mittelniederdeutsch / Niederrheinisch (ReN)‘, Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte 5 (2014) S. 165–175.
 
Thorsten Roelcke, Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte. Analysen und Tabellen.
Berlin – New York 1995.
 
Referenzkorpus Mittelniederdeutsch/Niederrheinisch (1200–1650) (ReN):
https://www.slm.uni-hamburg.de/ren.html (15. 05. 21).
 
Referenzkorpus Frühneuhochdeutsch (ReF):
https://www.ruhr-uni-bochum.de/wegera/ref/ (15. 05. 21).}}

Version vom 25. Mai 2021, 12:23 Uhr

Orte

Sprachliches Handeln findet stets in Raum und Zeit statt. Zu jedem Schreibanlass und zu jeder Sprachhandlung gibt es daher natürlich einen geographischen Ortspunkt, an dem ein Text verfasst wird und/oder an dem er materiell angebracht wird. Die Nennung des jeweiligen Ortsnamens ist sogar oft fester Bestandteil der Texte selbst, etwa bei Urkunden, die den den Ausstellungsort nennen oder bei Drucken, die den Ort der Offizin benennen.

Raum und Zeit sind Kategorien, die für die Sprachwissenschaft in der Bestimmung von sprachlichen Äußerungen stets relevant sind. Jede Beschreibung von Sprache muss daher offenlegen, für welchen geographischen Raum die Befunde erhoben werden und die Ergebnisse Geltung beanspruchen. Die Areallinguistik, die Variablenlinguistik und die Dialektologie benötigen Daten zur Verortung von Sprache für die Erstellung von Sprachkarten (Kehrein– Vorberger (2018): 125–150; Bubenhofer (2020): 141–151) und die Konturierung von Sprachräumen. Die Soziolinguistik untersucht Variation und Wandelprozesse in Alltagssprachen mit Bezug auf einzelne Ortspunkte (vgl. Elspaß (2017): 87–107). Die Raumlinguistik und Linguistic Landscape-Studien befassen sich damit, wie geographische und imaginierte Orte versprachlicht werden und wie Räume sprachlich konstruiert werden. In der Diskurslinguistik werden placemaking-Studien zu diesem Bereich durchgeführt (vgl. Busse – Warnke – Smith (2020)).

Die Sprachgeschichtsforschung nutzt Angaben zum Raum für die soziopragmatische Einordnung von historischen Texten, für die variablenlinguistische Beschreibung von historischen Schreibsprachenlandschaften, zur Konturierung von Sprache an Ortspunkten und zur Bestimmung von Stadtsprachen (vgl. grundsätzlich Peters (2017) sowie beispielhaft Bieberstedt (2015)) .

Für „Greifswald Digital” notieren wir die Orte der Textproduktion der ausgewählten Texte.

Wir notieren auch darüber hinaus explizite Ortsnennungen in den Texten, um inhaltliche Verbindungen zwischen einzelnen Texten zu dokumentieren und soziopragmatische Einordnungen zu ermöglichen.

Genauere Textkenntnis führt zu genaueren Zuordnungen; die Daten werden daher fortlaufend erweitert und korrigiert. Für Hinweise sind wir dankbar.


Zitierte Literatur: Andreas Bieberstedt, Variablenlinguistische Beobachtungen zu den mittelniederdeutschen Schreibsprachen des südlichen Ostseeraumes am Beispiel von Wismar und Stralsund, Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte 6 (2015) S. 88-115. Noah Bubenhofer, Visuelle Linguistik, Berlin – Boston 2020.

Beatrix Busse – Ingo H. Warnke – Jennifer Smith, Place-Making in the Declarative City, Berlin – Boston 2020.

Stephan Elspaß, Sprachvariation und Sprachwandel, in: Handbuch Sprache in sozialen Gruppen. Herausgegeben von Eva Neuland – Peter Schlobinski, Berlin – Boston 2017, S. 87–107.

Roland Kehrein– Lars Vorberger, Dialekt- und Variationskorpora, in: Korpuslinguistik. Herausgegeben von Marc Kupietz – Thomas Schmidt, Berlin – Boston 2018, S. 125–150.

Robert Peters, Atlas spätmittelalterlicher Schreibsprachen des niederdeutschen Altlandes und angrenzender Gebiete (ASnA), I–II, Berlin – Boston 2017.