Das
Projekt "Greifswald Digital"
Greifswald Digital ist eine stadtsprachgeschichtliche Wissensplattform. Sie verknüpft bestehende Informationen zu Texten und versucht auf dieser Grundlage, den volkssprachigen Textkosmos in einer historischen Stadt vom 14. bis zum 17. Jahrhundert zu verdeutlichen.
Die Wissensplattform ist interdisziplinär, denn sie führt publizierte Wissensbestände aus unterschiedlichen Fachrichtungen zusammen.
Der Fokus ist sprachwissenschaftlich. Er verdichtet die interdisziplinären Informationen und wertet sie aus. In seiner Bezugnahme auf die Datenbestände ist er geleitet von sprach- und textbezogenen Fragestellungen, z. B.:
WAS?
- Welche Sprachhandlungen und welche Sprachhandlungsmuster sind in geschriebenen volkssprachigen Texten aus der historischen Stadt erkennbar?
- Welche Schreibanlässe (wie z. B. einen Vertragsabschluss) gab es dafür?
- Welchen Texttypen (oder -sorten) lassen sich geschriebene volkssprachige Texte aus der historischen Stadt zuordnen?
IN WELCHER SPRACHE?
- Welche Sprache wurde verwendet: Wann wurde volkssprachig niederdeutsch, wann wurde volkssprachig hochdeutsch für einen Text gewählt?
- Inwieweit ist das nicht nur eine zeitbezogene, sondern auch eine texttypen- und textthemenbezogene Frage?
VON WEM? WORÜBER? WO UND WANN?
- Von wem wurden die Texte verfasst?
- In welchen lebensweltlichen Zusammenhängen (mit Personen, Orten, Sachverhalten) standen sie?
- Wo wurden sie geschrieben?
- Wie sind sie zu datieren?
LEBENSWELTLICHE ZUSAMMENHÄNGE I
Textproduzenten, Akteure der Schriftlichkeit, im Text genannte Personen
LEBENSWELTLICHE ZUSAMMENHÄNGE II
Ortspunkt und geographischer Raum
LEBENSWELTLICHE ZUSAMMENHÄNGE III
Zeitpunkt und Zeitraum
WORAUF?
- Auf welchem Material wurde geschrieben?
- War Geschriebenenes sichtbar? Für wen?
Solche Fragen sind nicht nur für die historische Stadt Greifswald und ihre Texte relevant; Fragen zu Sprachhandlungen, Schreibanlässen, Texttypen, zur Sprachenwahl, zu lebensweltlichen Zusammenhängen und zur Materialität sind von übergreifendem sprachwissenschaftlichen, sprachhistorischen und insbesondere stadtsprachgeschichtlichen Interesse.
Greifswald ist hier "nur" ein Beispiel, aber: Ein sehr gutes Beispiel!
Derzeit gibt es hier Materialien zu einer Auswahl der volkssprachig-deutschen Schriftlichkeit. Die Zusammenstellung und Auswertung wird laufend erweitert.
Für die frühneuzeitliche und neuzeitliche Schriftlichkeit in anderen Sprachen (z. B. Latein oder Schwedisch) suchen wir Kooperationspartner.