Zeitschnitte

Aus Stadtsprachen
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Lebensweltliche Zusammenhänge III

Zeitpunkt und Zeitraum

Sprachliches Handeln findet stets in Zeit und Raum statt. Zu jedem Schreibanlass und zu jeder Sprachhandlung gibt es einen Zeitpunkt, an dem ein Text verfasst wird und/oder an dem er materiell angebracht wird. Die Nennung des jeweiligen Datums ist sogar oft fester Bestandteil der Texte selbst: Tagesgenau etwa bei Briefen, Urkunden oder Sterbevermerken, jahresgenau z. B. bei vielen Drucken. Häufig muss die Datierung eines Textes aber auch mithilfe von textinternen und textexternen Anhaltspunkten für einen Zeitraum rekonstruiert werden.


Für die Sprachwissenschaft

... ist Zeit eine Kategorien, die in der Bestimmung von sprachlichen Äußerungen stets relevant ist. Sprachlicher Wandel und sprachliche Kontinuitäten sind nur im Verlauf der Zeit bestimmbar, deshalb ist sind relevante Untersuchungsbereiche zum Sprachwandel, zu sprachlicher Stabilität und Variabilität zeitabhängig (vgl. Elspaß 2017: 87f). Jede Beschreibung von Sprache muss daher offenlegen, zu welchem Zeitpunkt, für welchen Zeitschnitt oder Zeitraum die Befunde erhoben werden und die Ergebnisse Geltung beanspruchen.


Die Sprachgeschichtsforschung

... nutzt Angaben zur Zeit grundlegend für die Setzung von Sprachstufen und die Periodisierung der Sprachgeschichte (Roelcke 1995; Bär 2019). Jede Sprachgeschichtsschreibung nimmt eine zeitliche Einteilung ihres Gegenstands vor. Die sprachhistorischen Referenzkorpora (z. B. ReN und ReF) ordnen ihre Texte und ihre Befunde in Zeitschnitten an (vgl. z. B. Peters – Nagel 2014; Barteld – Dreessen – Ihden – Schröder 2019). Sprachhistorische Atlasprojekte verfahren ebenso und entwickeln dabei elaborierte graphische Formate, um Befunde auf einen Blick für definierte Zeiträume darstellen zu können (vgl. Peters 2017). Monographien nennen zusätzlich zum gewählten sprachlichen Gegenstand nicht selten schon im Titel des Werks den geschichtlichen Zeitraum, für den die Befunde ausgewertet wurden.


Für „Historische Stadtsprachen vor Ort”

... notieren wir den genauen Zeitpunkt der Texterstellung, soweit er bekannt ist. Wir ordnen die Texte zusätzlich Zeitschnitten in 50-Jahres-Schritten zu.

Zur Vergleichbarkeit notieren wir auch die Zeitschnitte der relevanten Referenzkorpora ReN (I–VIII) und ReF (I–VI):


ReF Zeitschnitt # enthaltene Einträge ReN
- 1200-1300 0 I
- 1301-1350 7 II
I 1351–1400 16 III
II 1401–1450 4 IV
III 1451–1500 22 V
IV 1501–1550 13 VI
V 1551–1600 24 VII
VI 1601–1650 30 VIII
VII 1651–1700 8 -
Datierung


Genauere Textkenntnis führt zu genaueren Zuordnungen; die Daten werden daher fortlaufend erweitert und korrigiert. Für Hinweise sind wir dankbar.



Zitierte Literatur

Bär, J. A. (2019). Deutsch und Vordeutsch – sprachhistorische Daten und Fakten. In J. A. Bär, A. Lobenstein-Reichmann & J. Riecke (Hrsg.), Handbuch Sprache in der Geschichte (S. 105–132). Berlin – Boston: de Gruyter.

Barteld, F., Dreessen, K., Ihden, S., & Schröder, I. (2019). Analyse syntaktischer Phänomene mit dem Referenzkorpus Mittelniederdeutsch / Niederrheinisch (1200–1650). Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte, 10, 261–281. Berlin – Boston: de Gruyter.

Elspaß, S. (2017). Sprachvariation und Sprachwandel. In E. Neuland & P. Schlobinski (Hrsg.), Handbuch Sprache in sozialen Gruppen (S. 87–107). Berlin – Boston: de Gruyter.

Peters, R. (2017). Atlas spätmittelalterlicher Schreibsprachen des niederdeutschen Altlandes und angrenzender Gebiete (ASnA), I–II. Berlin – Boston: de Gruyter.

Peters, R., & Nagel, N. (2014). Das digitale ‚Referenzkorpus Mittelniederdeutsch / Niederrheinisch (ReN)‘. Jahrbuch für Germanistische Sprachgeschichte, 5, 165–175.

Roelcke, T. (1995). Periodisierung der deutschen Sprachgeschichte: Analysen und Tabellen. Berlin – New York: de Gruyter.